Mittwoch, 13. Januar 2016

Für immer und ewig Kieler Förde - Kolumne

Oder Nordisch by Nature


Sieh‘s mal so. Jetzt bin ich mit meiner Familie meilenweit auf die andere Seite des Ozeans geflogen, nur um etwas Sonne zu tanken und die Seele baumeln zu lassen und schon suche ich ständig ein schattiges Plätzchen, wo ich kontrolliert atmen kann. Ohne in der Hitze zu schmelzen wie ein Softeis in der Mikrowelle.
Schnell wird mir in diesem tropischen Klima jede Bewegung zu viel und ich habe mich bereits bei dem Gedanken ertappt, mich wieder nach Hause zu wünschen. Auf mein schönes schmuddeliges norddeutsches Wetter. Mit windigen und stürmischen Herbsttagen, glasklarer Sicht und sonnigen Abschnitten, die man sehr bald zu schätzen weiß.
Nicht, dass ich das Klima hier nicht super finden würde, nur hat man ständig das Gefühl man müsse rausgehen. Schließlich ist es ja schön Draussen. Einfach im Hotelzimmer abhängen geht gar nicht, weil man das auch zu Hause machen könnte.
Und verdammichnocheins - das ist auch gut so!

Denn nach dem geschäftigen Treiben des Sommers, das an der Kieler Förde herrscht, kommt zum Glück der Herbst. Und der gehört uns. Denjenigen, die aufatmen, die den Sonnenschirm zuklappen, die die Fleecedecken und Schafsfelle herausholen, sich in Daunenmäntel packen und an der See spazieren gehen. Die letzten Sonnenstrahlen lassen die Blätter leuchten und auf den saftigen Wiesen der Au sammeln sich Gänse und Zugvögel, um in ihre Winterquartiere zu fliegen. Kein Geruch nach Sonnecreme, Cocosöl oder Frittenfett trübt diese klare himmlische unverwechselbare Luft.
Also Gummistiefel und Outdoorklamotten antrekken und ordentlich durchpusten lassen. Danach den Kamin anheizen und mit Rotbäckchenwangen ins Feuer gucken. Um das Bild perfekt zu machen benötigen wir mindesten in einer Hand einen steifen Grog. Jawoll! Und wofür hat man schließlich zwei Hände? Nein die Herren - nicht für einen zweites Glas Grog. Obwohl...?
Ich dachte eher an einen schönen Krimi, der uns bis zuletzt ans Feuer fesselt und den wir nicht mehr aus der Hand legen bis vielleicht der zweite Grog (von einem netten Herren) serviert wird. Herrlich. Ich freue mich schon auf den Herbst, auf den Winter. Auf Wind, Regen, Schnee und eingemummelte Spaziergänge. Auf Saunagänge und danach nackig in die Ostsee jumpen. Chaka - das nenne ich nordisch!
Und das Beste am Ganzen, man darf auch einfach drinnen rumgammeln, denn wer geht schon bei Nieselregen raus. Es muss so richtig kacheln, damit es echten Nordlichtern Spaß macht.
Aber wisst ihr was? Ich habe jetzt genug im Hotelzimmer rumgehangen. Happy Hour sollte man auf keinem Teil der Welt verpassen. Rumpunch - ich komme.
Ich wünsche uns einen schönen Herbst und einen knackigen Winter mit ordentlich Happy Hour und viel Glühwein.

Eure Karen

(abgedruckt im MAGZ Extrablatt - Herbst 2015)

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